Männerpsyche

Raus aus alten Rollenbildern – das braucht Mann

Männergesundheit und Männlichkeit – zwei Themen, die heute relevanter sind denn je. Denn immer mehr Männer erkennen: Der Ausstieg aus veralteten Rollenbildern bringt neue Chancen für ein erfülltes und gesundes Leben. Gerade in Fragen der mentalen Gesundheit wird deutlich, dass klassische Männerbilder oft zu starren Grenzen führen, die nicht mehr zur Realität passen.

Viele junge Väter wünschen sich, mehr für ihre Kinder da zu sein und nicht nur als Versorger die Familie zu unterstützen. Sie möchten sich auf eine aktive, liebevolle Vaterrolle einlassen, doch oft merken sie, dass das ein komplexer und herausfordernder Weg ist. Häufig sind es gesellschaftliche Erwartungen und eigene Unsicherheiten, die Veränderungen blockieren. Gewalt, Krieg und Klimakrise – viele Probleme unserer Zeit wurzeln in toxischen Männlichkeitsnormen, die es schwer machen, über Ängste und Sorgen zu sprechen. Unterdrückte Gefühle können zur seelischen Belastung werden und letztlich zu Depressionen führen. Daher ist es entscheidend, eine Sprache für die eigenen Gefühle zu finden, Zugang zu sich selbst zu gewinnen und auch die Fähigkeit zu entwickeln, zuzuhören und Trost zu geben.

Der Schweizer Männerpsychologe Markus Theunert sieht in der Veränderung der männlichen Rollenbilder sogar eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Laut ihm lässt sich die männliche Bevölkerung in drei Gruppen aufteilen: ein Drittel geht mutig voran, ein Drittel bleibt in alten Mustern gefangen und das letzte Drittel befindet sich in einer suchenden Mitte. Viele Männer sind der Gleichstellung nicht grundsätzlich abgeneigt, möchten jedoch nicht aktiv daran arbeiten.

Eine Befragung von Plan International aus dem Jahr 2023 zeigt, dass sich in Deutschland noch immer die Hälfte der Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren als „Versorger“ sieht – als denjenigen, der das Sagen hat. Gesundheitliche Probleme werden oft ignoriert in der Annahme, dass sie von selbst verschwinden. Dabei ist es besonders für junge Männer wichtig, sich von diesem alten Männerbild zu lösen und sich als Menschen zu entwickeln, die mehr sein können als „Versorger“ oder „Familienoberhaupt“.

Tipps für Männer, um aus alten Rollenbildern auszubrechen:

1. Gefühle zulassen und kommunizieren: Entwickeln Sie eine Sprache für Ihre Gefühle und lernen Sie, diese offen auszudrücken.
2. Aktive Vaterschaft leben: Beteiligen Sie sich intensiv an der Kindererziehung und Familienarbeit. Seien Sie eine liebevolle und präsente Bezugsperson für Ihre Kinder.
3. Gemeinsam neue Rollenbilder gestalten: Arbeiten Sie mit Frauen, Gesellschaft und Politik zusammen, um neue Leitbilder zu entwickeln. Nutzen Sie Angebote wie Workshops, um sich selbst als Mann zu finden.

Doch die Realität zeigt, dass viele immer noch an traditionellen Rollenverteilungen festhalten: Der Mann verdient das Geld, die Frau kümmert sich um Haushalt und Kinder. Auch der Wunsch, die Erziehung gleichmäßiger zu teilen, stößt im Alltag oft auf Gehaltsunterschiede und gesellschaftliche Normen, die nicht leicht zu überwinden sind. Männer in Vollzeit verdienen durchschnittlich 18?% mehr als Frauen. Diese Unterschiede in der Bezahlung wirken sich auf die Familiengestaltung aus, da Frauen meist die Kinderbetreuung oder Pflege übernehmen.

Für Jungen ist es jedoch essenziell, dass sie ihre Väter nicht nur als entfernte Autoritätspersonen erleben. Sie brauchen Väter, die mitfühlend, präsent und nahbar sind. So wie Mädchen Nähe suchen, so brauchen auch Jungen Väter als Vorbilder und Bezugspersonen. Gerade in der Pubertät wird der Vater für Jungen wichtig, um ihre Identität als Männer zu entwickeln. Hier entstehen oft Konflikte, wenn die Rollenverteilung zu Hause festgefahren bleibt.

Was also kann Männern helfen, aus alten Strukturen auszubrechen? Viele gehen auf Entdeckungsreise, besuchen Workshops, in denen sie lernen, ihre Prägungen und ihre Gefühlswelt zu reflektieren, und suchen in Therapien nach Antworten auf Fragen, die sie selbst betreffen. Sie wollen verstehen, was es bedeutet, ein aktiver Vater und Partner zu sein, und wie sie als Männer in der heutigen Welt bestehen können.

Markus Theunert betont die Bedeutung neuer Leitbilder: „Die Rolle des klassischen Familienoberhaupts hat ausgedient, das ist allen klar. Aber es gibt noch keine klare Vorstellung, was die neue Vaterrolle ausmacht.“ Laut ihm könnte der Vater heute als Vorbild dafür stehen, den Autonomiedrang des Kindes zu fördern und es so in die Selbstständigkeit zu führen.

Auch für die Gesellschaft gilt: Die Veränderung der Rollenbilder gelingt nur gemeinsam. Frauen müssen lernen, loszulassen und zu akzeptieren, dass Männer Verantwortung im Haushalt und bei der Kinderbetreuung übernehmen können. Ebenso braucht es Männer, die bereit sind, im Berufsleben Verantwortung abzugeben und eine neue Balance zu finden.

Moderne Krankenkassen wie wir unterstützen diese Entwicklung durch Bonusprogramme und Leistungen, die auf Männergesundheit und mentale Stärke ausgerichtet sind. Denn Männer verdienen eine Gesundheitsversorgung, die sie auf ihrem Weg zu einer neuen Männlichkeit begleitet.

Weiterführende Leistungen und Informationen zum Thema

Wir unterstützen Ihre mentale Gesundheit und den Austausch mit Gleichgesinnten durch die digitale psychosoziale Beratung peers. Sie bietet schnelle Hilfe in stressigen, herausfordernden Lebenssituationen.

Nutzen Sie gerne auch unsere 7Mind App und gewinnen Sie mehr Balance im Job, in der Familie oder im Alltag.

Hier erfahren Sie mehr zu der im Text erwähnten Befragung von jungen Männern der Organisation Plan International aus dem Jahr 2023.

In der ARD Mediathek finden Sie den Beitrag, wie Männer sich neu definieren können.

Es variiert erheblich, wie Männer ihre Rolle ausfüllen. Finden Sie auf der online-Plattform Vaterwelten heraus, welcher Vatertyp Sie sind und was Sie damit anfangen können. Die Plattform liefert interessante neue Blickwinkel für gesellschaftliche Veränderung und aktive Väter.