Gutes Körpergefühl
Mutig Sein – Über sich hinauswachsen!
Wir Menschen sind im Grunde neugierige Wesen: Wir entdecken gerne Neues und probieren uns aus. Oft blockieren wir uns jedoch selbst, nämlich dann, wenn uns vor neuen Herausforderungen der Mut verlässt. Der Sprung ins kalte Wasser vom 5-Meter-Sprungturm ist so ein Klassiker: Du stehst oben und fragst dich, warum du es nicht schaffst, einfach zu springen und was dich davon abhält. Du spürst, wie sehr dich das beflügeln und glücklich machen würde, aber du traust dich nicht. Da gibt es diesen Moment, sich zu entscheiden: Machen oder nicht. Wir haben uns mit Menschen unterhalten, die sich hier auskennen, weil sie Neues gewagt haben.
„I never lose. I either win or learn“, sagte Nelson Mandela. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten beflügelt das Selbstbewusstsein und gibt ein gutes Körpergefühl. Ute Binder coacht seit 10 Jahren Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. „Eigenverantwortung ist der Schlüssel. Tust du das, was du gerade tust, für dich oder weil andere es wollen? Tut es dir gut? Schaffst du es, Ja oder Nein zu sagen? Erkenne, wann es Zeit ist, sich zu bewegen, um es dann auch zu tun“, erklärt sie. Vor einigen Jahren machte sie sich damit selbstständig und verabschiedete sich selbst aus der sicheren, guten Position im öffentlichen Dienst. Sie stellte sich eigenen Existenzängsten und wagte den beruflichen Neuanfang.
Da gibt es diesen Moment, sich zu entscheiden: Machen oder nicht.
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Angst ist ein natürliches Gefühl, welches uns in der Vergangenheit in lebensbedrohlichen Situationen geschützt hat. Vor allem auf der Jagd, wenn ein Säbelzahntiger uns verfolgte. Alle Sensoren sind aufgestellt, der Körper schüttet Stresshormone aus, um trotz erhöhter Belastung konzentriert und stark zu arbeiten. Man handelt instinktiv vorsichtiger, um die Gefahr zu meistern. „Angst hat so gesehen einen positiven Nutzen. Jedoch lähmt und belastet die Angst vor der Angst. Dann geht es darum, Blockaden zu lösen und das Zutrauen in eigene Fähigkeiten zu stärken, um den nächsten Schritt machen zu können,“ verdeutlicht Coach Binder.
Wie fühlte es sich für sie an, selbst ihre Angst zu überwinden und neue berufliche Wege zu gehen? Sie antwortet: „Ich habe mich gefragt, was ich in meinem Leben anders machen muss, um mich zu spüren. Eine komplette Organisation um mich herum wird sich nicht auf meine Bedürfnisse einstellen, somit liegt dieser Schritt bei mir. Ich bin die Bauherrin meines Lebens.“
Kinder sind unbefangener und probieren sich aus. Sie machen Fehler, weil sie daraus lernen und sich weiterentwickeln. Sie schlagen sich das Knie auf, schneiden sich in den Finger, essen Sand, streiten, diskutieren, hinterfragen Dinge – wieso, weshalb, warum. Sie lernen dadurch, mit Menschen, Dingen, Situationen und Ängsten umzugehen. „Je älter man wird, desto mehr Erfahrungen sammelt man, aber genau diese können einem im Weg stehen. Wir beschäftigen uns mit den Ursachen unserer Ängste, Auswirkungen und Folgen. Im besten Fall überwinden wir sie und erleben dadurch Entspannung und Glücksgefühle“, erklärt Ute Binder.
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Hürden zu überwinden, davon erzählt auch Natalie, die ihre Fitness verbessern wollte und zu laufen anfing: „Ich empfand es als langweilig, da ich aber recht gut unter Druck funktioniere, hatte ich die Idee, mich mit einem übergeordneten Ziel doch für das Laufen zu motivieren. So meldete ich mich als kompletter Anfänger noch vor dem ersten Training zu einem Marathon an. Dieses Ziel fühlte sich absolut utopisch und unerreichbar an und jagte mir eine riesige Angst ein.“ In der Vorbereitungszeit meisterte Natalie etliche Trainingseinheiten mit jeder Menge Muskelkater und diversen kreativen Abbruchgedanken: „Die eine oder andere Träne war auch dabei, schließlich lief ich tatsächlich meinen Marathon bis zum Ende. Es war tatsächlich eine grenzwertige Erfahrung, aber ich habe mich durchgekämpft und als Belohnung die reinste Form von Glückseligkeit im Körper gespürt. Meine größte Erkenntnis war das Erlebnis, dass meine Angst oft so bedrohlich wirkte, dass ich mich gar nicht an sie heranwagte und Dinge von vorne herein unterließ. Da ich es aber dieses Mal schaffte, mich durch sie hindurch zu kämpfen, kam ich stärker und größer auf der anderen Seite wieder heraus. Durch diese Erfahrung ist Angst für mich oft ein innerer Indikator dafür geworden, dass ich es erst recht machen muss, weil ich dadurch wachsen werde.“
Zu erleben, dass man mutig war und über sich hinauswächst, macht glücklich ...
Menschen haben Lampenfieber vor dem großen Auftritt, vor Tests oder Bewerbungsgesprächen - sogar Berühmtheiten leiden darunter. In einem Interview gab Ex-Beatle Sir Paul McCartney offen zu, er sei vor Auftritten immer sehr aufgeregt. „Alle Menschen um einen herum haben mit Sicherheit irgendwelche Ängste. Die Erkenntnis, dass es auch anderen so geht, kann einem dabei helfen, seinen Mut zusammenzunehmen und sich auszuprobieren“, sagt Ute Binder.
Romano wächst über sich hinaus.
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Das bestätigt auch Romano, der zum ersten Mal mit dem Gleitschirm geflogen ist: „Mein Traum vom Fliegen hat mich inspiriert, ist aber mit meiner Angst vorm Fliegen kollidiert. Im Urlaub in den Alpen habe ich dann den Schritt gewagt, auch weil ich totales Vertrauen zum Guide (wir sind ja im Tandem geflogen) fasste. Er ermunterte mich, den Schritt über die Bergkuppe zu wagen, den ich sonst nie gemacht hätte“. Dazu kam der Kitzel und Reiz, eine neue Erfahrung sammeln zu wollen: „Mich trieb auch der Gewinn neuer Informationen an, die mich weiterbringen. Mein Herz hüpfte, als wir sprangen. Ich spürte das Glücksgefühl, zum ersten Mal tatsächlich fliegen zu können, obwohl ich auch blass um die Nase war. Es war ein tolles, einmaliges Erlebnis, davon gibt es in meinem Alter, mit Anfang 60, wahrscheinlich nicht mehr ganz so viele. Das war so eins“, blickt Romano zurück.
Es lohnt sich, zu erleben, wozu man fähig ist. Das breite Grinsen, das ins Gesicht kommt, ist einfach schon herrlich. „Zu erleben, dass man mutig war und über sich hinauswächst, macht glücklich. Wer gelernt hat, dabei auf sein eigenes Gefühl zu hören und sich zu spüren, weiß, was ihm gut tut, ohne sich dabei zu überfordern“, beschreibt es Coach Binder.