Gentle Parenting - Mit Einfühlungsvermögen zu einer gesunden Entwicklung
Ein neuer Erziehungsstil ist auf dem Vormarsch bei jungen Eltern: Gentle Parenting. Doch worum geht es dabei genau? Wir erklären Ihnen, was dahintersteckt und welche Vor- und Nachteile sich ergeben.
Was ist Gentle Parenting?
Der Erziehungsstil Gentle Parenting basiert auf Empathie, Verständnis und Respekt. Anstelle von elterlicher Macht und autoritärem Verhalten steht hier das Begleiten von Gefühlen im Vordergrund. Viele Eltern sehen in Gentle Parenting die Antwort, wenn sie die Erziehungspraktiken ihrer eigenen Eltern nicht wiederholen möchten. Im Gegensatz zu vielen traditionellen Erziehungsweisen verzichten Eltern beim Gentle Parenting auf Belohnung und Bestrafung. Stattdessen sollen Kinder lernen, ihr eigenes Verhalten zu verstehen und sich ihrer selbst bewusster zu werden.
Kontakt auf Augenhöhe und liebevolle Grenzen
Der Fokus liegt auf einer altersgerechten Entwicklung, bei der auf die Emotionen des Kindes eingegangen wird. So wird eine gesunde Entwicklung gefördert, die es dem Kind ermöglicht, später seine Emotionen besser zu regulieren und das Risiko für Angststörungen oder Depressionen zu verringern. Gentle Parenting zielt darauf ab, Kinder zu glücklichen, selbstständigen und selbstbewussten Menschen zu erziehen. Dies wird ermöglicht, indem Wärme, Fürsorge und Unterstützung mit Struktur verbunden werden. Es geht um einen Kontakt auf Augenhöhe, basierend auf Empathie, Verständnis und Respekt. Altersgerechte Erwartungen sowie liebevoll gesetzte Grenzen helfen dem Kind, sich im Alltag zurechtzufinden.
Praktische Anwendung im Alltag
Wenn ein Kind beispielsweise am Morgen einen Wutanfall bekommt und sich weigert, seine Schuhe anzuziehen, um in den Kindergarten zu gehen, wird nicht geschimpft oder mit Strafen gedroht. Stattdessen beruhigt man das Kind und versucht zu verstehen, warum es sich so fühlt. Zudem kann man dem Kind im Vorfeld ruhig und in kindgerechter Sprache erklären, was von ihm erwartet wird und warum es wichtig ist, die Schuhe anzuziehen. Obwohl auf die Emotionen des Kindes eingegangen wird, liegt die Führung und das Treffen von Entscheidungen immer noch bei den Eltern. Gentle Parenting stärkt die Eltern-Kind-Beziehung durch Kommunikation auf Augenhöhe. Es fördert den Selbstwert des Kindes und stärkt dessen Kommunikationsfähigkeit.
Herausforderungen und mögliche Nachteile
Dennoch stellt dieser Erziehungsstil Eltern vor neue Herausforderungen. Es besteht die Befürchtung, dass Kinder nicht ausreichend auf das Leben in der Gesellschaft vorbereitet werden. Bei dieser bedürfnisorientierten Erziehung müssen Eltern sehr feinfühlig sein und Situationen genau analysieren und abwägen. Sie sollten versuchen, auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen, zugleich aber flexibel bleiben. Steht das Kind in der Eisdiele vor 20 verschiedenen Eissorten, könnte die freie Wahl es schnell überfordern. Hier ist es wichtig, dem Kind eine angemessene Auswahl zu bieten und es behutsam zu unterstützen.
Ein weiterer Nachteil könnte entstehen, wenn Kindern ständig vermittelt wird, dass es nur um ihre Bedürfnisse geht. Sie könnten verlernen, mit anderen zu kooperieren, und ihre Sozialkompetenz würde leiden. Kinder müssen lernen, die Perspektiven anderer Menschen zu betrachten – idealerweise bereits in der Beziehung zu den Eltern. Eltern könnte es beim Gentle Parenting auch schwerfallen, ihre Kinder mal „alleine machen zu lassen“. Das Kind konzentriert sich zu sehr auf die Reaktionen und das Lob der Eltern, wodurch es nicht von allein in Gang kommt und immer erst Ermutigung benötigt. Um die Handlungsfähigkeit des Kindes zu fördern, müssen beide Seiten lernen, das Kind einfach mal „machen zu lassen“. Spielt das Kind alleine, hat es den Raum, eigene Handlungspläne zu entwickeln und umzusetzen – ganz ohne die Eltern.
Vorteile
• Stärkt die Eltern-Kind-Beziehung
• Fördert Selbstwert und Selbstbewusstsein
• Verbessert die Kommunikationsfähigkeit
• Unterstützt eine gesunde Entwicklung
• Stärkt die emotionale Regulationsfähigkeit
• Verringert das Risiko für Depressionen und Angststörungen
Nachteile
• Zu viel Bedürfnisorientierung kann das Kind überfordern
• Mangelnde Sozialkompetenz und Empathiefähigkeit
• Eigenständige Handlungsfähigkeit des Kindes leidet
• Erfordert ein hohes Maß an Geduld
• Kann zu hohem Selbstdruck bei den Eltern führen
Fazit
Wie bei jeder Erziehungsmethode gibt es auch beim Gentle Parenting Vor- und Nachteile abzuwägen, um dem eigenen Kind die bestmögliche Kindheit zu ermöglichen.