Fasten: Neustart für Körper und Geist ©stock.adobe.com ValentinValkov
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Fasten: Neustart für Körper und Geist

Hier ist Willenskraft gefragt – das Heilfasten ist ein tiefgreifender Prozess, bei dem Körper, Geist und Seele gereinigt werden sollen. Bis zu 30 Tage wird dabei auf feste Nahrung, Koffein, Alkohol und Nikotin verzichtet. Wie fühlt es sich an zu widerstehen? Unsere Kollegin Nurcan Dogru hat das Heilfasten 25 Tage lang für sich ausprobiert. Wir haben sie nach ihren Erfahrungen, den Herausforderungen und den positiven Effekten gefragt.

Mit welcher Motivation bist du auf das Heilfasten ­gekommen?
Das Thema Heilfasten nach Buchinger hat mich seit einiger Zeit immer wieder begeistert, insbesondere die positive und heilende Wirkung auf den Körper. Zu wissen, dass der Körper einmal eine komplette „Reinigung“ erfährt und nach einem Reset sozusagen ein Neustart möglich ist, ist faszinierend.

 

Was war dabei die größte Herausforderung?
Nicht nachzugeben, wenn der Appetit kam und sich immer wieder bewusst zu werden, dass der Körper bis zu sechs Wochen ohne feste Nahrung auskommen kann. Nach kurzer Zeit war der Verzicht völlig selbstverständlich, weil ich mir bewusst machte, wie viel Gutes ich meinem Körper damit tue.

 

Hunger findet im Kopf statt. Es ist unglaublich, was wir schaffen können, wenn der Wille da ist.


Was ist dein Tipp für Versuchungen wie Geburtstage, Familienfeste und Supermärkte?
Oh, das bedeutete sehr viel Willenskraft. Wenn es irgend ging, habe ich versucht, Feiern zu vermeiden. Das Einkaufen im Supermarkt oder auf dem Markt waren allerdings keine große Herausforderung. Ich konzentrierte mich darauf, nur Obst und Gemüse einzukaufen und war dann schnell wieder weg. Mit Freunden im Café zu sitzen und als einzige ein stilles Wasser zu trinken, war auch völlig ok. Meine Freunde haben das ­unterstützt.

 

Welche positiven Effekte hast du wahrgenommen?
Ein ganz neues Bewusstsein für Nahrung, die Geschmacksrezeptoren arbeiten auf Hochtouren. Ein Gurken-Spinat-Sellerie-Saft wurde zur Geschmacksexplosion. In der Zeit nimmt die Sensitivität insgesamt zu. Natürlich habe ich mich auch über jedes verlorene Pfund gefreut, obwohl dies nicht der Hauptgrund meines Fastens war und sein sollte.

 

Heilfasten gilt als Grenzerfahrung – hast du das auch so erlebt?
Innerhalb meiner 25 Fastentage gab es immer wieder Tage einer sogenannten „Fastenkrise“. Da ich mich im Vorfeld sehr über die einzelnen Phasen informiert hatte, wusste ich, dass diese Tage kommen werden und die Krisen dazugehören. Das hat mich zum einen beruhigt und andererseits auch ermutigt, weiterzumachen. Nach der Arbeit habe ich lange Spaziergänge unternommen, Yogaübungen gemacht und mir meine „me-wellness-time“ gegönnt. Am Folgetag war wieder alles „normal“, was wiederum zu einem Fastenhoch führte. Hunger findet im Kopf statt. Es ist unglaublich, was wir schaffen können, wenn der Wille da ist. Man erlebt Dinge bewusster, ist achtsamer mit sich, schläft weniger und fühlt sich dennoch wirklich fit. Erstaunlicherweise habe ich in der gesamten Zeit nicht einmal vom Essen geträumt.

 

Würdest du erneut Heilfasten?
Definitiv ja! Das positive Körpergefühl ist einfach so überwältigend, am Ende der Fastenzeit war ich sogar ein wenig traurig. Seitdem habe ich nicht nur meine Ernährung umgestellt, sondern auch das Intervallfasten für mich entdeckt. Ich glaube, ich würde nichts anders machen, außer vielleicht den Zeitraum verkürzen.

 

Informationen zum Heilfasten
Zu den bekanntesten, klassischen Methoden des Heilfastens zählt die Buchinger Methode. Otto Buchinger war ein deutscher Arzt und Naturheilkundler, der von 1878-1966 lebte. Seine Methode sieht vor, sich fünf Tage oder länger mit Kräutertees, Gemüsebrühe und verdünnten Säften zu ernähren. Der Sinn und Zweck des Heilfastens ist nicht die Gewichtsabnahme – auch wenn der Verlust einiger überflüssiger Pfunde ein Nebeneffekt ist – sondern, dass der Organismus entgiftet. Fastende erleben unterschiedliche Stadien, bis der Körper auf Null gestellt ist. Die Fastenzeit kann der Einstieg in eine neue bewusste und gesunde Ernährungsweise sein. Studien ergeben, Fasten verbessert den Blutzuckerspiegel, den Blutdruck und die Blutfettwerte. Es kann gegen Schuppenflechte, Diabetes, Gicht, Asthma, chronische Entzündungen, kardiovaskuläre Krankheiten sowie chronische Schmerzzustände oder psychosomatische Krankheiten helfen. Es ist ratsam, Heilfasten unter ärztlicher Begleitung durchzuführen.
Weitere Informationen und Adressen von Ärzten, die Fastende informieren oder begleiten, finden Sie unter www.aerztegesellschaft-heilfasten.de.

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